benachteiligter Organisationen sahen sich
zum Vereinswechsel gezwungen. Um wei-
terhin Sport treiben zu können, wechsel-
ten etwa Angehörige der katholischen
Brühler DJK-Sportvereine zum Brühler
Turnverein, der auf diese Weise einen gro-
ßen Zuwachs verzeichnen konnte: Hatte
man im Frühjahr 1934 mit 35 Turnern und
zehn Turnerinnen einen personellen Tief-
stand erreicht, zählte der Verein 1935 be-
reits 170 Mitglieder mit eigener Fußball-
abteilung.
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Als besonders einschneidend wurden
die ab Frühjahr 1935 zunehmenden Be-
strebungen des NS-Regimes empfunden,
entgegen den Bestimmungen des Kon-
kordats den religiösen Einfluss an den
Schulen zurückzudrängen. So durften ab
Juli 1935 Schulmessen nicht mehr wäh-
rend der Schulzeit stattfinden. Ende des
Jahres mussten in den ersten Schulen die
Kruzifixe einem Hitlerbild weichen und
wurden an einen weniger exponierten
Platz im Klassenzimmer verbannt, bis
sie im April 1939 dann völlig aus den
Schulen zu verschwinden hatten. Auch
der konkordatsgeschützte Religionsun-
terricht wurde mehr und mehr zum An-
griffspunkt und Geistliche wurden aus
den Schulen verdrängt, bis ihnen am
1. September 1937 die Erteilung des Reli-
gionsunterrichts gänzlich verboten wurde.
Auch wenn die katholische Kirche hierauf
mit der Einrichtung eigener Reli-
gionsstunden in Sakristeien und
Gemeindehäusern reagierte, war
sie des so wichtigen schulischen
Einflusses beraubt. Zudem wurde
die wöchentliche Stundenzahl der religi-
ösen Unterweisung durch weltliche Lehr-
kräfte in Schulen zunächst von vier auf
zwei, ab 1938 dann auf nur noch eine re-
duziert.
Auch in Brühl versuchte die katholi-
sche Kirche, sich solcher Angriffe durch
die Einrichtung eines außerschulischen
Religionsunterrichts, den auch Günther
Roos besuchte, zur Wehr zu setzen.
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Das
alles geschah unter genauer polizeilicher
Beobachtung, wie einem Bericht des
Brühler Bürgermeisters vom 8. November
1938 zu entnehmen ist. „Nach bisher ge-
machten Feststellungen“, so schrieb er
zum Thema „Katholische Jugend“ an den
Landrat in Köln, werde diese im Ort
„außerhalb der Schulzeit zur Teilnahme
am Religionsunterricht herangezogen“,
wofür in den Predigten geworben werde.
Diese Unterrichtsstunden seien in Brühl
„gut besucht“, wobei der Verwaltungslei-
ter allerdings nichts Genaueres über eine
Beteiligung von Angehörigen der Hitler-
jugend „an den religiösen Veranstaltun-
gen der katholischen Jugend“ auszusagen
vermochte, „da die Teilnahme an dem
Religionsunterricht in bürgerlicher Klei-
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Fronleichnam in Brühl 1933:
Katholische Sturmschar und
Kolpingjugend tragen stolz
ihre Fahnen.
Die Kleinstadt
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