füllen, „wenn der gesamte Unterricht stän-
dig nach der geschichtlichen Lage der Ge-
genwart ausgerichtet“ werde und „beson-
ders brennende Fragen der Gegenwart“
behandele.
³¹
Am Brühler Gymnasium
geschah das in der Folgezeit mit Themen
wie „Volk und Rasse“ oder „Geschichte der
nationalsozialistischen Erhebung“ und
bald darauf auch mittels der ab 1934
durchgeführten „nationalpolitischen Lehr-
gänge“. Die Schulen beteiligten sich eben-
so – dazu immer wieder „von oben“ aufge-
fordert und nicht selten unter Anwendung
erheblichen Drucks – massiv im Werben
von Schülerinnen und Schülern für den
Eintritt in eine der Gliederungen der Hit-
lerjugend. Beispielsweise legte Gymnasial-
direktor Oberle den Eltern Mitte Novem-
ber 1933 im Rahmen einer offiziellen
Schulveranstaltung den Eintritt ihrer
Söhne „in die Hitler-Jugendbünde“ drin-
gend ans Herz.
³²
So überrascht es kaum,
dass im so ausgeprägt katholischen Brühl
bereits im Schuljahr 1934/35 immerhin
65 Prozent der rund 200 Gymnasiasten
der Hitlerjugend angehörten, ein Wert,
der sich bis Ende 1936 auf 94,5 und bis 1939
schließlich auf 97 Prozent erhöhen sollte.
³³
Auch die Lehrer waren Mitglieder in NS-
Organisationen und gehörten mit einer
Ausnahme und zumeist bereits seit 1933
der NSDAP an, wobei „die meisten“ von
ihnen nach Angabe der Schulleitung aus
dem Jahr 1941 „auch eine Funktion in der
Gemeinschaft“, also ein NS-Amt ausübten.
[
Û
3]
Einen integralen Bestandteil des schu-
lischen Lebens bildete – auch nach der Ab-
schaffung der „nationalpolitischen Lehr
gänge“ im Jahr 1936 – die „Wehrerzie-
hung“, wodurch der Sportunterricht eine
erhebliche Aufwertung erfuhr. Schon
1933 formulierte die Lehrerkonferenz des
Brühler Gymnasiums „Willensbildung
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18
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Nationalpolitischer Lehr
gang des Gymnasiums
Brühl in der Jugend
herberge in Reifferscheid
in der Eifel, 1936. Auf
dem Gruppenbild sitzt
in der ersten Reihe
rechts neben dem Lehrer
Günther Roos’ Bruder
Gustav.
3 Ü „Nationalpolitische Erziehung“ an höheren SchulenDie Kleinstadt
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