und gestaltende Kraft des Führers“. Für ihn vollzog sich an Frank-
reich nichts weniger als „ein Gottesgericht“, wobei er sich sicher
war, dass „der gegenwärtige Krieg den siegreichen Durchbruch
des Rassegedankens in Europa zur Folge haben“ werde. Diese
Hoffnung wurde durch den deutschen Überfall auf die Sowjetuni-
on sicherlich bestärkt, aus dessen Anlass in Brühl am 22. Juni 1941
eine Konferenz einberufen wurde, in der der Schulleiter seine „zu-
versichtliche Hoffnung auf den deutschen Endsieg“ zum Ausdruck
brachte. Zugleich wurde die schulische Wehrerziehung intensi-
viert: So sollten durch „Vorträge der Vertreter der drei Wehr-
machtsteile und der Waffen-SS“ sowie durch „Besichtigungen von
militärischen Einrichtungen“ die Gymnasiasten noch
nachhaltiger zum „militärischen Denken“ hingeführt
und für den Offiziersberuf geworben werden. Bei-
spielsweise wurden der Fliegerhorst am Butzweiler-
hof (18. April 1940), die Ausstellung „Seefahrt ist Not“
in Köln (11. September 1941) und eine Pionierkaserne
(28. April 1942) besucht. Während des Unterrichts
wurde durch Wehrmachtsvertreter und Angehörige
der Waffen-SS etwa für die Marine (7. Mai und 11.
November 1940, 17. November 1943), für die Waffen-
SS (9. Januar 1941) oder für den Offiziersnachwuchs
(2. Oktober 1942 und 11. Juli 1944) die Werbetrommel
gerührt.
Kirche im Abwehrkampf
Neben seinem vielfältigen Engagement im Sinne des
NS-Regimes gab sich Schuldirektor Johann Bartels
als überzeugter Nationalsozialist zudem betont anti-
christlich. So wurde nach seinem Amtsantritt in den
Jahresberichten des Gymnasiums bewusst nicht
mehr von Weihnachtsfeiern gesprochen. Und als er
erfuhr, dass in Brühl außerhalb der Schule abends
katholischer Religionsunterricht erteilt wurde, er
aber noch nicht wusste, ob sich auch der Religions-
lehrer des Gymnasiums daran beteiligte, gab er der
vorgesetzten Behörde den Rat, den infrage kommen-
den Kollegen derart mit Arbeit zu überhäufen, dass
er einer solchen Tätigkeit nicht mehr nachkommen
könne.
Zu diesem Zeitpunkt (um 1938/39) befand sich die
Jugendarbeit der katholischen Kirche wie im gesam-
ten Reichsgebiet so auch in Brühl längst auf einem
stetigen Rückzug in die Sakristeien. Dabei war sie bis
1933 neben der Schule gerade im so stark katholisch
geprägten Brühl für die Erziehung und Orientierung
der Jugendlichen eine zentrale, seitens der Heran-
wachsenden oftmals sicherlich auch als übermächtig
empfundene Instanz gewesen. Diesen jahrzehntelangen, herausra-
genden Status sahen die Verantwortlichen nach der
NS-Machtübernahme zunächst offenbar keineswegs in Gefahr. So
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22
22/23/
Fronleichnamsprozession 1933
auf der Brühler Schlossterrasse;
Fahnenweihe der NSDAP am
selben Ort, Mitte 1933
Die Kleinstadt
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