Dazugehören, Teil von etwas sein, Macht haben: Günther Roos wuchs nicht nur
in der Zeit des Nationalsozialismus auf – er lebte ihn. Er verehrte Adolf Hitler,
kletterte auf der Rangleiter der Hitlerjugend bis zum Jungstammführer und
kämpfte im Zweiten Weltkrieg als leidenschaftlicher Wehrmachtssoldat, der bis
zum Untergang an den „Endsieg“ glaubte. Umso größer war für ihn der Schock
nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945.
Erst Jahrzehnte später entdeckt Günther Roos seine Tagebücher aus jener Zeit
wieder – und beginnt darüber zu sprechen: über seine Indoktrination durch
Familie, Schule und Hitlerjugend, die Ausbildung seines ausgeprägten Macht
willens, von seinem fanatischen Glauben an den „Führer“ und über die lange
Zeit seiner Orientierungslosigkeit in der Nachkriegszeit.
Zahlreiche Fotografien und Zeitungsausschnitte, vor allem aber umfangreiche
Tagebucheinträge und Feldpostbriefe aus den Kriegsjahren gewähren einen
detaillierten Einblick in das Denken und Handeln von Günther Roos und damit
in die Sozialisierung und schrittweise Radikalisierung eines Jugendlichen im
Nationalsozialismus.