den unserer Bewegung, sondern in üblen bürgerlichen Bier-
abenden zu sehen. Die nationalsozialistischen Jugendführer
werden sich daher nicht nur von Veranstaltungen, die ihrer Auf-
fassung und Haltung nicht entsprechen, fernhalten,
sondern auch dafür sorgen, dass in ihren eigenen
Reihen keinerlei Entgleisungen möglich werden.
Freude und Entspannung findet der Hitlerjunge in
der echten Kameradschaft der Hitler-Jugend. Jeder
HJ-Führer ist verpflichtet, an sich selbst den härtes-
ten Maßstab anzulegen.“
Kurze Zeit später wurde – wohl aufgrund vorlie-
gender Berichte über Verstöße – ergänzt: „Der Alko-
hol- und Nikotingenuss ist in Zukunft für alle Teil-
nehmer an Reichsveranstaltungen der Hitler-Jugend,
wie Reichsparteitag, Feiern des 9. November, ferner
für Teilnehmer an Gebiets- und Bannveranstaltun-
gen, wie Sportfeste, Aufmärsche, Kundgebungen,
Führertagungen usw., verboten. Ferner ist es allen
HJ-Führern verboten, in Zukunft im Anschluss an
gemeinsame Veranstaltungen der Hitler-Jugend
Bierabende durchzuführen. Ich weise bei dieser Ge-
legenheit darauf hin, dass es nicht der Art eines HJ-
Führers entspricht, sogenannte Runden zu geben.
HJ-Führer und Hitlerjungen, die gegen diese Anord-
nung verstoßen, haben schwerste Bestrafung zu er-
warten.“
⁷¹
Damit war der Erwartungsrahmen klar umrissen.
Dass das gewünschte Verhalten offenbar dennoch
ausblieb, zeigt die Tatsache, dass sich die Reichsju-
gendführung drei Jahre später veranlasst sah, das
Jahr 1939 zum „Jahr der Gesundheitspflicht“ zu de-
klarieren und entsprechende Propagandamaß
nahmen einzuleiten. Hierbei wurde zwar auf ein ge-
nerelles Alkohol- und Nikotinverbot verzichtet, im
Rahmen der als selbstverständlich vorausgesetzten
Selbstdisziplin der HJ-Führer aber erwartet, „dass
das Führerkorps nicht nur im Dienst, sondern auch privat weder
raucht noch trinkt“.
⁷²
Jeder Jugendliche, darüber ließ auch der
im Kölner Raum verantwortliche Oberbannführer Klein im Fe-
bruar 1939 keinerlei Zweifel, habe seinen Körper „gesund und
sauber zu halten“. Durch den hierfür erforderlichen freiwilligen
Verzicht auf Nikotin und Alkohol werde ein „starkes Geschlecht“
herangebildet, „das den Führer einst zu noch größeren Aufga-
ben“ befähigen werde.
⁷³
Auch in der
Brühler Zeitung
wurde un-
ter der Schlagzeile „Jugenderziehung gegen Alkohol und Niko-
tin“ auf die „absolute Gesundheitserhaltung“ als wesentliches
Ziel der Jugenderziehung hingewiesen und zugleich betont,
dass hierbei „die lebens- und leistungsmindernden Genussgifte
Alkohol und Nikotin die stärksten Hindernisse“ darstellen wür-
den.
⁷⁴
Das Thema blieb auf der Tagesordnung, woraus zu schluss-
160 / 161 /
Ausschnitte aus der HJ-Zeitschrift
Niederrheinische Fanfare
,
März 1939
161
143
1940: „Es ist bald wie im Märchen. Deutschland wird siegen!“
1940