Leiden zu erlösen?‘ – ‚Ja, sicher!!‘ Zu diesem Thema
sahen wir auch in einer Schulfilmveranstaltung den
Film
Ich klage an
.
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Aber selbst die sogenannten exakten Wissenschaf-
ten standen im Dienst der Ideologie. Aus Parabeln
wurden Geschossbahnen, aus der Stereometrie wur-
de die Kursberechnung für Kriegsschiffe. An eine
typische Textaufgabe […] erinnere ich mich gut: ,Die
Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen: Der An-
teil der Erbminderwertigen eines Volkes beträgt
5 Prozent mit 10 Kindern je Generation, der Durch-
schnitt beträgt 85 Prozent mit zwei Kindern je Gene-
ration und die 10 Prozent Erbhochwertigen haben
nur ein Kind je Generation. Wie ist die Zusammen-
setzung der Bevölkerung nach 10, nach 20 Genera
tionen?‘ Die Schlussfolgerung ist klar, sie fordert
direkt nach der Zwangssterilisation Erbminderwer-
tiger! Ein weiteres Beispiel für die Durchdringung
von Naturwissenschaft mit Ideologie ist mein altes
Chemiebuch. Hier wird immer wieder zwischen dem
eigentlichen Lehrstoff Propaganda eingeschoben. Da
wird der Weitblick der nationalsozialistischen Wirt-
schaftsführung geschildert, da wird zum Sparen und
Sammeln von Rohstoffen aufgefordert, da werden
die Anstrengungen in der Erreichung einer Autarkie
behandelt und es wird ausführlich auf die Chemie der Spreng-
stoffe und der chemischen Waffen eingegangen.“
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Rückblickend bilanzierte Günther Roos schließlich: „Diese
intensive Beeinflussung auf allen Ebenen konnte natürlich auf
die Dauer nicht ohne Folgen sein, zumal kritische Einwände
niemals erfolgten.“
Kirche – „Grüß Gott“ oder „Heil Hitler“,
das war nun die Frage
Nicht nur an der Schule wurden von NS-Ideologie abweichende
Äußerungen unterbunden, mit der Kirche wurde auch jene Ins-
tanz mit großer Vehemenz in den Hintergrund gedrängt, die
Heranwachsenden vielleicht noch Pfade abseits der NS-Ideolo-
gie hätte aufzeigen können. Dabei hatte die katholische Kirche
die Kindheit und Jugend von Günther Roos nach eigenem Be-
kunden maßgeblich bestimmt und entsprechend großen Ein-
fluss auf ihn ausgeübt: „Der Ablauf des Jahres war weitgehend
bestimmt durch kirchliche Feste, die auch von der ganzen Be-
völkerung gefeiert und getragen wurden.“
Allerdings entwickelte Günther bereits in seiner Kindheit ein
durchaus zwiespältiges Verhältnis zu den kirchlichen Vorgaben
und empfand – hierin wohl zumindest unterschwellig beein-
flusst und unterstützt vom in den 1920er-Jahren aus der Kirche
ausgetretenen Vater – einige ihrer Ausprägungen aus kindlicher
Sicht beängstigend. Das galt nicht zuletzt für die wortgewaltigen
und zumeist lauten Predigten des Oberpfarrers Fetten, die ihn
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Titelseite der
Hilf mit!
, der damals weltweit
auflagenstärksten Schülerzeitschrift, 1935
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V. l. n. r.: Walter Klug, Franz-Peter Reiners,
Günther Roos, Kurt Klug, Günter Skovronek
und Gustav Roos anlässlich der Erst
kommunion von Günther Roos 1934. Zum
Foto notierte Günther Roos später: „Eine
Galerie braver Buben im Matrosenanzug“.
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Die Kommunionkinder Günther Roos (rechts)
und Kurt Klug im – wie Günther Roos nach-
träglich kommentierte – „obligatorischen
Matrosenanzug von Bleyle“, 1934
7 Ü Der Film„Ich klage an“ (1941) 8 Ü Rassismus im SchulunterrichtPrägungen
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