Schule – eine „perfekte nationalsozia
listische Erziehungsanstalt“
Einschneidender als politische Entwicklungen wa-
ren aus Günther Roos’ kindlicher Sicht eindeutig
andere Dinge: „Der Ernst des Lebens begann für
mich 1930, als ich zur Volksschule kam.“ In der
50-köpfigen Klasse habe unter Lehrer Herber ein
„strenges Regiment“ geherrscht, wobei praktisch täg-
lich „mit dem Rohrstock der Ordnung nachgeholfen“
worden sei. Dennoch charakterisierte er seinen
Volksschullehrer im Rückblick als guten Pädagogen,
der es verstanden habe, der großen Kinderschar zu-
gleich etwas beizubringen und sie zu bändigen. Da-
bei hatte Günther in Volksschulzeiten offenbar kei-
nen leichten Stand: „In den Pausen ging’s auf den
Schulhof. Hier herrschte eine strenge Hackordnung.
Immer wieder fanden erbitterte Kämpfe statt, wer der Stärkste
ist. Der Sieger war bis zum nächsten Kampf der Herrscher. Da
ich damals ein etwas schmächtiges Kerlchen war, reihte ich
mich willig in den Kreis derjenigen ein, die unter dem Schutz
des jeweiligen Platzhirsches standen.“ Solche Zurückhaltung
und Unterordnung sollte er einige Jahre später als Jungvolk-
führer völlig ablegen.
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