weisen“ hatten. Unmittelbar danach soll-
ten ab 12 Uhr die im Rundfunk übertrage-
nen Reden Hindenburgs und Hitlers im
wohl ersten „Gemeinschaftsempfang“ der
NS-Zeit von sämtlichen Schülern gemein-
sam angehört werden. „Rundfunkgeräte
sind in allen Schulen aufgestellt.“
²⁶
– Die
neuen Medien hielten Einzug in Alltag
und Schule. ²⁷
[
Û
2]
Auch diesen Aspekt kommunaler
Machtübernahme kommentierte die
Brüh-
ler Zeitung
in einem Leitartikel erneut
voller Euphorie: „Die Schulfeiern müssen
so ausgestaltet sein, dass allen Schülern
bewusst wird, dass sie hier den Beginn
einer neuen Epoche deutscher Geschich-
te unter dem Zeichen des völkischen
Staatsgedankens miterleben.“
²⁸
Dem woll-
ten die Schulleiter nicht nachstehen. So
wies laut der Chronik der katholischen
Franziskus-Schule, zu deren Schülern zu
diesem Zeitpunkt Günther Roos zählte,
deren Rektor anlässlich der Schulfeier am
21. März darauf hin, „dass mit dem heuti-
gen Tage ein neuer Abschnitt in der deut-
schen Geschichte“ beginne. Und auch die
Symbolik des abendlichen Fackelzugs
blieb dem Chronisten nicht verborgen:
„Auf dem Marktplatze wurden die Fah-
nen und Fackeln zusammengeworfen
und die Fahnen des alten Regimes dem
Feuertode übergeben.“
²⁹
Das ortsansässi-
ge Jungengymnasium, das sowohl Gün-
ther Roos als auch sein Bruder Gustav be-
suchten, passte sich ebenfalls schnell der
neuen Situation an und betätigte sich
fortan recht dezidiert im Sinne des NS-
Regimes.
³⁰
So wurde bereits Anfang Mai
1933 die Schulbibliothek von solchen Bü-
chern „gesäubert“, die in den Augen der
Zensoren „gegen deutschen und christ
lichen Geist“ verstießen oder als ausge-
sprochen „pazifistisch“ galten. In den fol-
genden Jahren wurde dann seitens der
Schule in zunehmendem Maße national-
sozialistisches Schriftgut erworben und
den Schülern unentgeltlich zur Verfü-
gung gestellt.
Der unverhohlenen NS-Indoktrinati-
on dienten auch die auf Anweisung des
Oberpräsidenten zum 1. August 1933 ein-
geführten „nationalen Schulungsstun-
den“, in deren Rahmen die Schüler „zu
selbstlosen, opferbereiten, pflichttreuen
und vaterlandsliebenden deutschen Men-
schen“ erzogen werden sollten. Eine der-
art wichtige Aufgabe, so hieß es in der
Verordnung, könnten die Schulen nur er-
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16 /
Blick in die anlässlich der „Saar
befreiungsfeier“ am 1. März 1935
geschmückte Aula des Gymnasi
ums in Essen-Borbeck
2 Der „Tag von Potsdam“ und die Inszenierung der MachtDie Kleinstadt
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