aller fortbestehenden Überzeugung vom „Endsieg“ wieder einmal
in tiefen Zweifeln: „Oft male ich mir die schönsten Luftschlösser
von Erfolg und Pflichterfüllung aus. Aber leider nur Luftschlös
ser!“
Seine vorübergehende Sinnkrise führte sogar dazu, dass er in
einem Brief an seinen Vater den Alliierten am gleichen Tag stra
tegisches Geschick zugestand. An der Westfront, so schrieb er,
sehe es augenblicklich tatsächlich „beschissen, wenn auch nicht
hoffnungslos aus“. Vermutlich inspiriert durch entsprechende
Analysen im Rahmen des Lehrgangs ging Günther – hierin
schon ganz „General“ – davon aus, dass bei den Alliierten wohl
die Tendenz bestehe, „einmal an der Seine entlang, andersmal
entlang der Rhone vorzustoßen, sich zu vereinigen und somit
Südfrankreich abzuschneiden und unsere sich dort befind
lichen Truppen zu kassieren“. Das sei eine „sehr kluge und raffi
nierte Operation des Feindes!“, gestand Günther ein. „Der Tom
my hat doch sehr von uns gelernt.“ Dennoch schätzte er die
deutschen Chancen nach wie vor sehr hoch ein: „Nach meiner
Meinung steht und fällt der Angloamerikaner mit seiner unge
heuren Luftüberlegenheit. Gelingt es uns durch eine neue Waffe,
diese zu vernichten, so ist die Lage schon durchsichtiger. Ich bin
fest überzeugt, dass dieser Tag demnächst kommen wird. Es
heißt für uns Zeit gewinnen. Der Engländer weiß das und setzt
alles daran, uns noch vorher zu vernichten. ‚General Zeit‘ spielt
jetzt für uns eine ungeheure, entscheidende Rolle.“
236 /
Gruppenbild der Aufsicht 7 des Fahnen
junkerlehrgangs in Celle, Juni 1944.
Günther Roos hinten, 2. v. r.
237 /
Günther Roos’ Beförderung zum Leutnant.
Dokument vom Dezember 1944
236
1944: „Der Endsieg ist greifbar nahe gerückt!!“
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