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Der „Anschluss“ Österreichs am 12. März 1938

Obwohl im Versailler Vertrag festgelegt worden war, dass sich beide Länder nie zusammenschlie-

ßen dürften, marschierte die Wehrmacht in den Morgenstunden des 12. März 1938 auf Befehl

Hitlers und unter dem Jubel des Großteils der Bevölkerung in Österreich ein. Auf einer Großkund-

gebung am Abend des 12. März in Linz sprach Hitler von der „Vorsehung“, die ihm den „Auftrag“

erteilt habe, „meine teure Heimat dem Deutschen Reich wiederzugeben“. Am folgenden Tag

wurde das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich erlassen,

wiederum zwei Tage später der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart zum Reichsstatthalter er-

nannt. Am 15. März erklärte Hitler dann im Rahmen einer Kundgebung vor mehr als 100 000

begeisterten Menschen auf dem Wiener Heldenplatz, er könne vor der Geschichte „den Eintritt

meiner Heimat in das Deutsche Reich melden“.

Als er tags darauf nach Berlin zurückkehrte, hatten reichsweit sämtliche Schulen zur Feier des

Tages unterrichtsfrei. Am 18. März ordnete Hitler schließlich für den 10. April die Durchführung

einer Volksabstimmung und die Wahl zum nunmehr „Großdeutschen“ Reichstag an und erklärte

am 25. März in Königsberg: „Es wird eine heilige Wahl sein, und ganz Deutschland soll sich

dazu bekennen.“ Das tat die Bevölkerung dann auch eindrucksvoll und votierte nach offiziellen

Angaben im Reichsgebiet mit 99 Prozent mit „Ja“; in Österreich sollen gar 99,73 Prozent dem

„Anschluss“ zugestimmt haben. Die Presse kommentierte den Ausgang der „Wahl“ dement­

sprechend als „überwältigendes Treuebekenntnis“ für Hitler.

Währenddessen nahm der NS-Terror gegen Regimegegner und die jüdische Bevölkerung in

Österreich umgehend brutale Züge an und übertraf anfangs sogar das im Reichsgebiet praktizierte

Ausmaß. Zwischen dem 12. und dem 22. März gab es in der neuen „Ostmark“ offiziell 1 742 Fest-

nahmen, wobei die Dunkelziffer um einiges höher gelegen haben dürfte. Allein in Wien registrierte

man 96 Selbstmorde. Sozialdemokraten, Kommunisten und insbesondere Juden blieb zur

Rettung oft nur die Flucht.

„Sudetenkrise“ und Münchener Abkommen

Am 30. September 1938 atmete man europaweit erleichtert auf, denn am Tag zuvor hatten Groß-

britannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich mit dem „Münchener Abkommen“ die

monatelang schwelende, von deutscher Seite immer wieder geschürte Krise um das Sudetengebiet

beendet. Obwohl keine tschechischen Vertreter an den Verhandlungen beteiligt waren, wurde

beschlossen, dass das zur Tschechoslowakei gehörende, mehrheitlich von Deutschen besiedelte

Sudetenland an das Deutsche Reich abzutreten sei. Ein – von Hitler entgegen aller Friedens­

beteuerungen angestrebter – Krieg war damit in letzter Sekunde abgewendet worden. Objektiv

hatte er damit einen großen Triumph errungen, denn ohne Einsatz von Militär konnte er einen

erheblichen Landgewinn verbuchen und so auch die strategische Position des Deutschen Reichs

entscheidend verbessern.

Am 1. Oktober begann die deutsche Wehrmacht mit dem Einmarsch, der am 10. des Monats

abgeschlossen wurde. Zugleich wurde der Nationalsozialist Konrad Henlein als Reichskommissar

für die neu gewonnenen Gebiete eingesetzt. Die knapp drei Millionen Sudetendeutschen

bereiteten den deutschen Truppen einen begeisterten Empfang, während zugleich Hundert­

tausende der seit 1919 dorthin eingewanderten Tschechen sowie mehrere Zehntausend Juden,

Sozialdemokraten und weitere NS-Gegner das Territorium umgehend verlassen mussten.

Das Abkommen stellte jedoch lediglich eine kurze Ruhephase auf dem Weg in den Krieg dar,

denn bereits am 21. Oktober 1938 gab Hitler die geheime Weisung zur Zerschlagung der

„Rest-Tschechoslowakei“.

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