schlagung des sogenannten Röhm-Put-
sches“ Ende 1934 aus der NSDAP ausge-
treten sei. Das aber entsprach definitiv
nicht den Tatsachen, denn ein neuerlicher
Parteiaustritt ist weder in der NSDAP-
Zentralkartei noch in der Gaukartei ver-
zeichnet und somit praktisch auszuschlie-
ßen. Erstaunlich ist, für die enge Vater-
bindung aber wohl bezeichnend, dass der
zwischenzeitlich in dieser Hinsicht ja
sehr kritische und sensibilisierte Günther
Roos die Version des Vaters selbst 1989
noch, ohne Zweifel zu äußern, zu Papier
brachte, im Anschluss aber zahlreiche
Fotos in sein Manuskript klebte, die sei-
nen Vater in Uniform im Kreis seiner
„Kameraden“ 1935 auf dem Reichsparteitag
in Nürnberg zeigen.
Rekonstruieren lässt sich, dass der an
Politik ja eigentlich völlig desinteressier-
te Toni Roos trotz seiner frühen Partei-
mitgliedschaft in der örtlichen NS-Bewe-
gung stets ein „kleines Licht“ ohne jegli-
che Aufstiegsambitionen blieb. Er war
zwar ausweislich überlieferter Fotos als
„Uniformträger“ stets „dabei“, übernahm
aber nach Lage der Quellen keinerlei
parteiamtliche Funktionen. Vielmehr
war er laut Darstellung von Sohn Gün-
ther aufgrund fehlender Eigeninitiative
stets von Protegés abhängig, die er wohl
während seiner Kölner Vertreterzeit im
Rahmen von Gaststättenbesuchen und
Feierlichkeiten näher kennengelernt hat-
te und zu denen laut Angaben der Fami-
lie durchaus bekannte NS-Repräsentan-
ten wie Reichstreuhänder Willi Börger
⁵⁸
,
der spätere stellvertretende Generalfeld-
zeugmeister im Luftfahrtministerium
Franz Kux oder ein Regierungsrat na-
mens Pape zählten, der ab 1938 eine füh-
rende Stellung in der Zentrale der „Orga-
nisation Todt“ (OT) eingenommen ha-
ben soll.
Diese Beziehungen schützten Toni
Roos 1937 zwar nicht vor seiner Entlas-
sung, dürften ihm dann aber Mitte 1938
zu einer neuen Anstellung verholfen ha-
ben. Nachdem er im Zuge der Intensivie-
rung des „Westwall“-Ausbaus zum 1. Juli
als Lohnbuchhalter der Firma Bauwens
nach Irrel an der luxemburgischen Gren-
ze dienstverpflichtet worden war, wech-
selte er bereits Mitte September 1938 in
gleicher Funktion zu einem anderen Bau-
unternehmen, um dann zum 1. April 1939
– vermutlich auf Vermittlung des erwähn-
ten Regierungsrats Pape – eine feste An-
stellung in der Oberbauleitung der „Orga-
nisation Todt“ zunächst in Trier, ab Ende
Juli 1940 dann an der französischen Ka-
nalküste anzutreten, wo er bis zum
Abteilungsleiter aufstieg. Unterbrochen
durch einen kurzen Einsatz in der Ukra-
ine im Sommer und Herbst 1941 und eine
– durch Franz Kux vermittelte und
offenbar völlig misslungene – Tätigkeit
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Anton Roos (1. Reihe, 3.v.
r.)
1933 beim Marsch durch
Brühl
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Nikolausfeier der Brühler
NS-Repräsentanten, 1933.
Anton Roos hinten rechts
neben dem Nikolaus
Der Vater
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