und schließlich auch sozialen Abstiegs der
Familie dar. Da er im Bankgeschäft nicht
wieder „ganz von unten“ anfangen wollte,
entschloss sich Toni Roos offensichtlich,
dem Beispiel seines Vaters Gustav zu fol-
gen und, in diesem Wirtschaftszweig völ-
lig unerfahren, gemeinsam mit seiner in
dieser Hinsicht ebenso hilflosen Ehefrau
das Restaurant „Zur Krone“ am Brühler
Markt zu übernehmen. Toni Roos hatte
offenbar nicht nur unberücksichtigt ge-
lassen, dass er eine erhebliche monatliche
Pacht erwirtschaften musste, sondern
auch, dass das Führen eines solchen Hau-
ses zumindest rudimentäre Berufserfah-
rungen und ein entsprechend professio-
nelles Verhalten einschließlich eines ho-
hen Maßes an Arbeitseinsatz und
Disziplin erforderte. Sohn Günther
brachte es später so auf den Punkt: „Vater
war kein Wirt und Mutter absolut keine
Wirtin. Wie er es von zu Hause gewohnt
war, machte Vater die Honneurs, setzte
sich zu den Gästen an den Tisch, plauder-
te mit ihnen oder spielte Karten – und
Mutter stand hilflos hinter der Theke. So
kam es, wie es kommen musste: Nach gut
einem Jahr musste mein Vater Konkurs
anmelden.“
Doch damit nicht genug. Anton Roos
suchte sein Heil auch weiterhin in der
ihm völlig unbekannten und aufgrund
seiner Arbeitsauffassung auch völlig un-
geeigneten beruflichen Selbstständigkeit
und wechselte auf ein ihm noch fremde-
res Geschäftsfeld. Er übernahm eine Ver-
tretung für Teppiche, weil er als „geborener
Optimist“ unverdrossen daran glaubte,
hier das „große Geld“ machen zu können.
Damit lag er jedoch wiederum erwartungs-
gemäß völlig falsch, was nach einem wei-
teren Jahr zur neuerlichen, nicht mehr ge-
nau datierbaren Pleite führte, durch die
nun auch die allerletzten finanziellen Re-
serven aufgebraucht waren. Er und mit
ihm seine Familie standen nach den Wor-
ten von Sohn Günther nunmehr „vor dem
absoluten Nichts“.
In diese Zeit des orientierungslosen,
aber ungewollt konsequent betriebenen
sozialen Abstiegs fielen die ersten Kon-
takte zur Kölner NSDAP. In seiner Ver-
treterfunktion war Anton Roos regelmä-
ßiger Gast in dortigen Cafés, Restaurants
und Gaststätten, wobei er offenbar auch
frühe Kölner Nationalsozialisten kennen-
lernte, die ihn, der sich zuvor nach allen
vorliegenden Erkenntnissen nicht im Ge-
ringsten für Politik interessiert hatte, für
ihre Sache gewinnen konnten. Tatsäch-
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Der Vater
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