Heimat bereits als öffentliches „Ärgernis“, als er im
November 1915 doch noch als „bedingt garnisonsver-
wendungsfähig“ einberufen wurde. Aber kaum im
Dienst wurde der 20-Jährige zu seiner großen Freude
erneut als untauglich eingestuft und bereits Anfang
Dezember wieder nach Hause entlassen. Da er dort
aber nun erst recht als „Drückeberger“ galt und ent-
sprechend angefeindet wurde, wechselte er zu einer
Bank in Eupen, deren Direktor der Familie Roos per-
sönlich verbunden war. Hier führte er bis Kriegsen-
de ein „friedensmäßiges“ Leben, das von Schmuggel
über die deutsch-belgische Grenze, entsprechend
üppiger Versorgung, häufigen Feiern und ansonsten
ausgeprägter Beschaulichkeit bestimmt war, wäh-
rend sich der Krieg in Eupen so gut wie gar nicht
bemerkbar machte. Anton Roos verstand es ausge-
zeichnet, sich in seiner eigenen kleinen Welt gemüt-
lich und genussorientiert einzurichten – eine Eigen-
schaft, die er auch im Zweiten Weltkrieg nochmals erfolgreich an
den Tag legen sollte. Der „großen Politik“ scheint er dabei nur
insoweit Interesse entgegengebracht zu haben, wie sie sein
Privatleben unmittelbar tangierte und zu beeinträchtigen drohte.
Mit Kriegsende kehrte er im November 1918 nach Brühl zu-
rück – zwei Tage, bevor dort die englischen Besatzungstruppen
eintrafen. Im April 1919 trat er dann zunächst eine Stelle bei der
Dresdner Bank in Köln an, von wo er, weil ihm dort der „Ton“
und die „Antreiberei“ nicht zusagten, bereits drei Monate später
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Anton Roos während seiner
zweiwöchigen Militärzeit im
November 1915. Auf dem
Gruppenfoto sitzend, 2. v. r.
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Der Vater
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