Brühl erschien, nutzte Günther die günstige Gelegenheit zu
einer als Meldung getarnten Denunziation: „Ich habe mich über
M. beschwert.“ Und er hatte damit Erfolg: „Der Mann wurde
darauf abgesetzt.“ Damit war ein Konkurrent um die hohen
Führerstellen ausgeschaltet – ein Verfahren, das Günther Roos
später noch häufiger anwenden sollte.
Ein Aufstieg in der Jungvolkhierarchie, das war ihm klar, er-
forderte zugleich aber gerade von ihm als „Spätstarter“ auch den
Nachweis von Führerfähigkeiten, die durch unbedingten Gehor-
sam und stramme Disziplin in den ihm unterstehenden Einhei-
ten zum Ausdruck kommen mussten. Als die Jungen in dem von
ihm befehligten Jungzug in Brühl-Pingsdorf Anfang Februar
1941 in genau diesen Dingen deutliche Nachlässigkeiten zeigten,
sah sich deren „Führer“ im Bewusstsein seiner Überlegenheit
umgehend zum handfesten Handeln veranlasst: „Die Bauern-
lümmel werden langsam frech. Muss mich mal mit ihnen ver-
kloppen.“
Der Erfolg musste ihm sein Handeln als legitim erscheinen
lassen: Am 21. Januar wurde Günther zum Hauptjungzugführer
befördert und avancierte im Rahmen der auf dem
Birkhof durchgeführten Schulungen nun vom Ge-
schulten zum Schulenden, der den niederrangigen
Jungvolkführern nun seinerseits beibrachte, wie ein
Heimabend durchzuführen war. Da neben dem Jung
stammführer ansonsten nur Fähnleinführer solche
Funktionen übernahmen, war Günthers weiterer Auf
stieg vorgezeichnet.
Das neue Selbstbewusstsein, das der 16-Jährige mit
Blick auf seinen neuen Status im Jungvolk erlangt hat-
te, wuchs wohl parallel zum allgemeinen Überlegen-
heitsgefühl im Zusammenhang mit den für ihn so
offensichtlichen Erfolgen des NS-Regimes. Ungefähr
zu der Zeit, als die Pingsdorfer „Pimpfe“ nicht mehr
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Der nächste Schritt: Mit Datum vom 21. Januar
1941 wurde Günther Roos zum Hauptjung-
zugführer befördert.
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Dienstplan für eine Wochenendschulung auf
dem Birkhof, Januar 1941: „Jungzugführer“
Günther Roos durfte hier die Schulung zur
Heimabendgestaltung durchführen.
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1941: „Ein neues, starkes Volk wächst heran. Und ich bin dabei!“
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