durchaus natürlich erschien“. Aber wohl
nicht nur das: Es ist nicht unwahrschein-
lich, dass der 14-Jährige hier höhere
Mächte am Werk sah, die nun den weite-
ren unaufhaltsamen Aufstieg Deutsch-
lands zementierten, der auch Günther
und seiner Familie – zum zehnten Jahres-
tag des Verlusts der großen Wohnung in
der Friedrichstraße und des damit auch
nach außen sichtbar gewordenen sozialen
Abstiegs – eine rosige Zukunft zu eröff-
nen schien.
Die Tagebucheinträge der folgenden
Sommermonate zeichneten sich – wie
bereits jene zum Jahresbeginn – durch
eine eigentümliche Mischung von kindli-
chem Spieltrieb und altkluger politischer
Kommentierung des Weltgeschehens aus.
Kaum hatten am 26. Juli die Sommerferi-
en begonnen, kehrte auch Freund Kurt
nach Brühl zurück. Schon für den folgen-
den Tag hielt Günther fest: „War morgens
bei Kurt. Haben mit der Eisenbahn ge-
spielt und Krocket. Haben nachmittags
Kirschen gepflückt und Eisenbahn und
Krocket gespielt.“ Dieses ungezwungene
kindliche Spielen, zu dem ebenso das
als besonders abenteuerlich empfundene
Bauen an einem „unterirdischen Lager“
auf dem Fabrikgelände der Fröhlichs
zählte, setzte sich in der vom Jungvolk-
dienst weitgehend befreiten mehrwöchi-
gen Ferienzeit fort. Bemerkenswert er-
scheint es, dass der Jungbann 65, zu dem
das Brühler Jungvolk zählte, zur gleichen
Zeit ein großes Bannzeltlager im bergi-
140 /
Übung der Brühler
Nachrichten-HJ am
10. Juni 1939 auf der
Falkenluster Allee.
Günther Roos 2. v. l.
140
1939: „Es lebe Deutschland!“
115
1939