„Zum Kurfürsten“ am Brühler Markt, die
er zu einem „Hotel der gehobenen Klasse“
auszubauen gedachte. Zu seinem eher ge-
nussorientierten Lebenswandel passte
auch Gustav Roos’ Ablehnung jeder
Form von strengem und reglementieren-
dem Militarismus preußischer Prägung.
Nachdem er als 19-Jähriger seinen Mili-
tärdienst in Stuttgart abgeleistet hatte,
soll er sich zu einem „erbitterten Gegner
jeden militärischen Getues“ entwickelt
haben; auch das eine Einstellung, die er
offenbar an seinen 1895 geborenen, „Toni“
genannten Sohn Anton weitergab.
Gustav Roos’ Ehefrau Josephine – sie
heirateten 1894 – entstammte der altein-
gesessenen Brühler Uhrmacherfamilie
Klug. Ihr Bruder Peter (1860–1915) hatte
das Uhrmachergeschäft vom gleichnami-
gen Vater übernommen und galt familien-
intern als „Vereinsmeier erster Güte“. Da-
her war er fest in die bürgerliche Brühler
Gesellschaft eingebunden, wo er etwa als
Präsident des „Liederkranzes“ fungierte,
Vorstandsmitglied der Innung, Mitglied
des Kirchenvorstands und des Stadtrats
war. Peter Klugs Frau Wilhelmine wiede-
rum – wegen ihrer Körperfülle in der Fa-
milie auch „dicke Oma“ genannt – war
die Tochter des bekannten Brühler Stadt-
polizisten Jakob Wichartz. Sie wurde
nach dem frühen Tod ihres Mannes 1915
zum Zentrum der Großfamilie Klug, die
sich – zumeist in voller Stärke – sonntags
in ihrer Wohnung in der belebten Uhl-
straße im Brühler Zentrum einfand. Wie
Familie Roos waren auch die Klugs Feier-
lichkeiten und leiblichen Genüssen nicht
abgeneigt. Zugleich war das katholische
Element in beiden väterlich-großelterlichen
Familienzweigen von Günther Roos stark
ausgeprägt.
Seine Großmutter Josephine hatte
Günther Roos als „herrschsüchtige und
intrigante Persönlichkeit“ in Erinnerung,
die aber hervorragend gekocht und gern
gegessen habe. Nach dem Tod ihres Man-
nes Gustav im Jahr 1913 konnte sie zu-
nächst gut von den hohen Zinserträgen
leben, die dessen Erbe abwarf. Das än
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Stammbaum der Familie Roos
(Ausschnitt). Die Brüder Günther
und Gustav Roos sind oben an
der Spitze zu sehen, darunter folgen
ihre Eltern, Großeltern usw.
Die Großfamilie
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