Stadtrats nur zur Farce werden, die zugleich ahnen
ließ, wie schnell die neue politische „Ordnung“ Fuß
fassen würde. Als sich die Stadtverordneten am
11. April 1933 zusammenfanden, waren nicht nur die
KPD-Vertreter längst von der Teilnahme ausgeschlos-
sen, sondern hatten auch die sozialdemokratischen
Stadträte ihre Mandate zuvor aus Protest niederge-
legt. Die nach wie vor über eine absolute Mehrheit
verfügende Zentrumsfraktion hingegen beeilte sich,
ihre Zugehörigkeit zur neuen „nationalen und sozia-
len Volksgemeinschaft“ zu betonen und die „große
nationale Erhebung“ zu feiern. Der ab 1921 amtieren-
de und bis 1941 im Amt bleibende Bürgermeister Fre-
ericks begrüßte den „großen deutschen Aufbruch“:
„Nach Jahren der Zersplitterung und Ohnmacht soll
nun wieder ein einiges, starkes und wehrhaftes Volk
werden.“ All jene, die „guten deutschen Willens“ seien,
so der Appell des in hohem Ansehen stehenden Ver-
waltungschefs, sollten nunmehr „freudig mitarbeiten
an dem großen Werk“. Was er selbst umgehend tat:
Das langjährige Mitglied der Zentrumspartei trat
zum 1. April 1933 der NSDAP bei.
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Einer der neuen
starken Männer in Brühl, der mit Familie Roos be-
kannte Kaufmann und nun zum Beigeordneten aufgestiegene Na-
tionalsozialist Willi Pott, kündigte zum Schluss der Sitzung eine
neue Zeit an: „Wir alle fühlen und wissen es: die deutsche Schick-
salswende ist eingetreten und ein neues deutsches Volk ist erstan-
den, der neue deutsche Staat ist im Werden.“
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Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellte aus Sicht der
NS-Regimes die als „Tag von Potsdam“ bekannt gewordene Eröff-
nungsfeier zum neu gewählten Reichstag am 21. März 1933 dar.
Auch in Brühl beeilten sich die Verantwortlichen, die gesamte Be-
völkerung auf dieses nationale Großereignis einzustimmen. So
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Fahnenweihe auf
der Brühler Schloss
terrasse, Mitte 1933.
In Zivil: Bürgermeister
Rudolf Freericks
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In Uniform: der Brühler
NSDAP-Ortsgruppen
leiter Willi Pott, 1933
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Die Kleinstadt
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