25. Oktober 1942 an Vater Toni:
„Einige Tage vor meiner Reise nach Wjasma stellte mir mein
Chef die Frage: Wollen sie Offizier werden oder nicht? Klare Entscheidung innerhalb
3 Tagen. Ich habe mir die Sache reiflichst überlegt, entschied mich aber trotz aller Nach-
teile zu einem Ja. Ich wusste ganz genau, dass ich mein verhältnismäßig bequemes
Leben beim Stabe eintauschen musste gegen das Leben des Schützen Arsch vom linken
Flügel in der Kompanie, dass die Luft vorne bedeutend eisenhaltiger ist und dass Du und
Mutter Euch mehr Sorgen um mich macht. Ich möchte aber betonen, dass ich es nicht
wegen der silbernen Schulterstücke und einer schöneren Uniform wegen getan habe,
denn auch mir ist letzten Endes ein lebender Gefreiter lieber als ein toter Leutnant. Ich
habe mich deshalb dafür entschieden, weil es meine Pflicht ist, so viel zu geben und so
viel zu werden, wie mir möglich ist. Ohne größenwahnsinnig zu werden, bin ich der
Ansicht, dass ein Student auch verpflichtet ist zu führen! Nebenbei hat Günther dieselbe
Meinung und auch dadurch in gewisser Beziehung auf mich eingewirkt. Ich bin nun
Offiziersanwärter und kam am 23.10. zu unserer 2. Kompanie. Vorläufig, bis ich mich ein-
gearbeitet habe, bin ich nun stellvertretender Gruppenführer, in kurzer Zeit hoffe ich dann,
selbst eine Gruppe übernehmen zu können und befördert zu werden! 8 Wochen Bewäh-
rung als Gruppenführer muss ich hinter mir haben, bevor ich zur Kriegsschule kommen
kann. Vielleicht habe ich das Glück und komme zum nächsten Lehrgang (Januar-Februar)
schon ins Reich. Wollen wir das Beste hoffen!“
25. Oktober 1942 an Mutter Elisabeth:
„Am Tage knallen wir eifrig mit Zielfernrohrgewehr
auf jeden Russen, der sich sehn lässt; ein todsicheres Verfahren!“
9. November 1942 von Mutter Elisabeth an Gustav:
„Du kannst dir ja denken, dass Dein Brief
mich zuerst erschüttert hat, denn als ich von Köln nach Hause fuhr, dachte ich nur, hoffent-
lich ist jetzt ein Brief von Gustav da. Und richtig, es lag ein Brief da, aber Du kannst Dir ja
denken, wie mir wurde, als ich las, dass Du zur Kompanie versetzt bist, ich war so froh,
dass Du beim Stab an der Vermittlung warst. Aber ich kann Dich voll und ganz verstehen,
dass Du Dich entschlossen hast, Offizier zu werden, es war recht so, wie Du es gemacht
hast, als Student musst Du Offizier werden. Ich habe nur nicht gedacht, dass Du zuerst
noch an der Front eine Gruppe führen musst, ich dachte, Du würdest dann sofort ins
Reich kommen auf die Kriegsschule. Dass ich mir jetzt mehr Sorge mache, ist ja klar, aber
wo Du schon so lange an der Front warst, hast Du ja auch Deine Erfahrungen gesammelt,
und wollen wir hoffen, dass Du auch weiter Glück hast, ich werde viel für Dich beten.“
1942: „Macht will ich haben! Alle sollen mich lieben oder fürchten.“
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