28. August 1942 an Bruder Günther:
„Am 16. morgens in strömendem Regen zum Angriff
an[getreten]. 3 Tage dauerte dieser Einsatz, ein harter Kampf um ein einziges, kleines Dorf.
[…] Der Russe hat gewaltige Verluste an Menschen und Material gehabt. Aber auch wir
hatten nicht unerhebliche Ausfälle.
Wir liegen im Abschnitt Wjasma-Rschew, das sagt ja auch einiges. Unser Rgt. wurde nach
den ersten Tagen wieder einmal im Wehrmachtsbericht erwähnt. […] Trotz allem geht es
mir noch immer ausgezeichnet. Uns kann eben gar keener, och nich eener!! Und wenn ich
mich auch so nach allem sehne, was ich heute missen muss, ich möchte jetzt nicht hier
heraus und bin stolz darauf, hier stehen zu dürfen! Und nach solchen Tagen, sie waren
bestimmt die härtesten und schwersten meines Lebens, da weißt Du erst, was überhaupt
Leben ist, und das ganze Leben ist hier so einfach und unkompliziert. Aber wie gesagt nur
nach dem Kampf, im Dreck drin hört man nur ‚Scheiße‘ und unheimliches Fluchen! […]
Mutter habe ich natürlich nur andeutungsweise von dem Ganzen erzählt.“
3. September 1942 an Bruder Günther:
„Nun ist die Lage hier ziemlich beschissen. Mit der
Bewegungsfreiheit ist es nun fast ganz aus. Aber auch sonst, wir müssen täglich mit
Angriffen rechnen. Der Russe hat das günstigere Gelände, er sitzt über uns und sieht uns
tadellos ein. Dazu sind wir sehr schwach und haben trotzdem ein sehr großes Gebiet
zu verteidigen. Ein Trost ist es, dass wir einen netten Haufen schwerer Waffen im Rücken
haben.“
22. September 1942 an Bruder Günther:
„Lieber Günther! Du Glücklicher! Du kannst einmal
wieder in dem herrlichen, märchenhaften Zivil rumrennen. Ich beneide Dich!“
15. Oktober 1942 an Vater Toni:
„Im Übrigen ist meine O.-A.-Sache [Offiziersanwärter] nun
spruchreif geworden. Vorgestern haute mich der Chef deswegen an. Bis morgen soll ich
mich nun entschieden haben, ob ich Offizier werden will oder nicht. Ich will natürlich. Und
selbst wenn ich nicht wollen wollte, müsste ich müssen. Der Knabe hat mir die Sache
nämlich so serviert, dass von vorneherein ein ‚Nein‘ unmöglich war. Er hat an meine Ehre,
Ehrgeiz, Pflichtgefühl als Soldat und Student appelliert. Na, und was kannst Du dagegen
machen? Wie gesagt, die Folgen sind mir arschklar. Wahrscheinlich werde ich eine
Gruppe in der Schützenkompanie übernehmen müssen und nach einiger Zeit dann irgend-
wohin zur Kriegsschule kommen. Schützenkompanie ist ja nicht gerade mein Ideal. Viele
Annehmlichkeiten und Vorteile fallen da natürlich flach, die ich hier noch habe, ganz
abgesehen davon, dass die Aussicht, angetötet zu werden, sich um einige Prozent erhöht.
Aber das sind ja letzten Endes kleine Fische! Glück muss der Mensch haben! Wenn’s
gut geht, werde ich schnell befördert, und wenn die Möglichkeit besteht, werde ich Nach-
richtenoffizier.“
1942: „Macht will ich haben! Alle sollen mich lieben oder fürchten.“
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1942