rierte sich Günther Roos noch stärker als
zuvor auf seine Arbeit im Jungvolk. Bereits
im Mai 1940 war er erneut befördert wor-
den. „Werde ich Jungzugführer oder etwa
Hauptjungzugführer?“, fragte er sich am
7. des Monats, um dann eine Woche spä-
ter zu berichten, dass er nunmehr zum
Jungzugführer aufgestiegen sei. Damit
hatte sich nicht nur die Farbe seiner Füh-
rerschnur in Grün verwandelt, sondern
seine Befehlsgewalt vergrößerte sich auf
die 40 bis 50 „Pimpfe“ eines Jungzugs.
Es war aber nicht dieser neuerliche
Aufstieg in der Hierarchie der Brühler
Jungvolkführer, der Günthers Trachten
und Handeln im Sommer 1940 bestimm-
te, sondern der „Birkhof“, der zu dieser
Zeit unter seiner tatkräftigen Mitarbeit
zum „Standlager“ des Brühler Jungvolks
ausgebaut wurde. Den alten, aufgrund
des Braunkohleabbaus schon lange nicht
mehr genutzten und daher herunter
gekommenen Gutshof hatten Angehörige
der Brühler Nachrichten-HJ anlässlich
einer gemeinsamen Übung mit einer
Wehrmachtseinheit bereits ein Jahr zuvor
entdeckt. Besondere Attraktivität ge-
wann er wohl nicht zuletzt deshalb, weil
er weit entfernt von jeder Bebauung lag
und den Heranwachsenden somit von Er-
wachsenen ungestörte Aufenthalte ver-
sprach. Es dauerte jedoch lange, bis das
Gebäude – vermutlich durch das Engage-
ment von Jungstammführer Peter Wie-
land – angemietet werden konnte. Bedin-
gung für eine Nutzung durch das Brühler
Jungvolk war es offenbar, dass die Jungen
das marode Gebäude in Eigeninitiative
renovieren mussten.
Als dann im Sommer 1940 eine Grup-
pe von Jungvolkführern die Renovierung
in Angriff nahm, fand sich bereits am
ersten Ferientag auch Günther Roos am
Hof ein, um zu helfen. In den nächsten
Tagen transportierte er Farben, verlegte
Stromleitungen, spachtelte und strich
Wände. Die Zeit drängte, denn bereits für
den 5. August war dort ein Sommerlager
für die Brühler „Pimpfe“ angesetzt. Hier-
über berichtete die
Brühler Zeitung
am
10. August 1940:
„Wer am morgigen Sonntag Zeit und
Lust hat, wandere einmal die Pingsdorfer
Landstraße hinauf bis über Schnorren-
berg zum alten Birkhof. Dem Namen
nach werden ihn die meisten Brühler
kennen, aber gesehen haben ihn sicher
die wenigsten. Wer ihn aber gesehen hat
und kennt und wer ihn jetzt wiedersieht,
der wird das bekannte blaue Wunder
erleben! Vorne am Eingang der Zufahrts-
straße zu dem alten, zwar sehr schönen,
153 /
Schreiben, das die Beför
derung von Günther Roos
zum Jungzugführer bestä-
tigt, Mai 1940
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1940: „Es ist bald wie im Märchen. Deutschland wird siegen!“