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das Beispiel des Films

Kora Terry

[

Û

30]

. Als

Günther Roos ihn im Januar 1941 gesehen

hatte, bewertete er ihn als „einfach großar-

tig“: „Marika Rökk tanzt ja einfach wunder-

bar.“ Das sahen die zeitgenössischen Kom-

mentatoren genauso und lobten den Streifen

für seine Tanzszenen und die Ausstattung.

Zugleich aber sollte der Film zwar sicherlich

unterschwellig, aber dennoch eindeutig das

Ideal eines NS-Frauenbildes in die Köpfe der

Kinobesucher transportieren. Auch die Un-

terhaltung der NS-Zeit war nur in den sel-

tensten Fällen frei von jeglichen propagan-

distisch-ideologischen Untertönen.

Es mag überraschen, dass Günther Roos,

der ja sehnlichst auf seine Einberufung zur

Wehrmacht wartete, ausgesprochene Kriegs­

filme ganz offensichtlich weniger häufig

besuchte und deren Inhalt auch durchaus

kritisch beurteilte. Den Fliegerfilm

D III 88

[

Û

31]

, den er im November 1939 besuchte,

fand er zwar „herrlich“, aber

Stukas

[

Û

32]

,

den er im August 1941 sah, klassifizierte er

als „Tendenzfilm“, der ihn „sehr enttäuschte“.

Laut der Tagebuchaufzeichnungen sah Gün-

ther zwar noch andere Kriegsfilme wie etwa

Feuertaufe

[

Û

33]

, ließ viele andere aber of-

fenbar unbeachtet links liegen. ImTagebuch

jedenfalls lassen sich keine weiteren ver-

gleichbaren Streifen – wie beispielsweise die

einschlägigen

Kampfgeschwader Lützow

[

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34]

oder

Himmelhunde

[

Û

35]

– nachweisen.

Ganz anders verhielt sich es mit all

jenen zahlreichen Filmen der NS-Zeit,

die das Schicksal „großer Männer“ zum

Inhalt hatten und die nicht nur Günther

Roos begierig aufsaugte. Als er im Okto-

ber 1939 den Film

Robert Koch

[

Û

36]

ge-

sehen hatte, war er offenbar derart

beeindruckt, dass er sich veranlasst sah,

erstmals einen Film im Tagebuch zu be-

urteilen: „wunderbar“.

„War dann in dem Schillerfilm

[

Û

37]

.

Es war einfach großartig.“ – „Von 6 bis 8

Uhr war ich in dem Film ,Bismarck‘

[

Û

38]

. Es war einfach großartig!“ – „Nach-

mittags war ich in dem Film ,Friede-

mann Bach‘

[

Û

39]

. Er war einfach groß-

artig und war mal kein Tendenzfilm. So

was freut einen dann auch.“ Diese Ein-

tragungen von Januar, Mai und Septem-

ber 1941 belegen, wie fasziniert der 16-

bzw. 17-Jährige von diesen Filmen war, zu

denen – wie bereits erwähnt – noch jener

über Friedrich den Großen

(Der große

König)

kam. Auch im Rückblick maß er

ihnen in 2008 und 2012 geführten Ge-

sprächen eine große Bedeutung zu: „Die

Filme über Friedrich den Großen, mit der

Schlacht von Kunersdorf. Das war schon

sehr eindrucksvoll.“ Aber selbst 70 Jahre

später und nach intensiver kritischer Be-

schäftigung mit der eigenen Vergangen-

heit sah Günther Roos solche Filme noch

immer als eher harmlos an: „Das waren

aber nun keine nationalsozialistischen

Filme, sondern historische Filme. Die

habe ich gern gesehen.“ Die damalige Be-

geisterung mag vielleicht auch ein Stück

daher gerührt haben, dass die in diesen

Filmen verherrlichten Personen seinem ei-

genen Selbstbild nahekamen und mit sei-

nem sich zu dieser Zeit ausbildenden

starken Machtwillen korrespondierten.

Denn jeder der genannten – und noch

weitere vergleichbare – Filme war zu-

gleich auch eine Geschichtslektion im

Sinne der NS-Ideologie, in der zumeist

eindeutig propagandistische Elemente

transportiert wurden. Vor allem aber

handelte es sich bei den Hauptfiguren

stets um „herausragende Deutsche“, de-

nen gerade die heranwachsenden Kino-

besucher nacheifern sollten und in aller

Regel wohl auch wollten.

Aber auch in diesem Genre war der Grat

zwischen beeindruckender und somit wohl

auch nachhaltiger Wirkung und einer

Überfrachtung mit ideologischen Versatz-

stücken recht schmal. So beurteilte Gün-

ther Roos den englandkritischen Film

Carl

Peters

[

Û

40]

im Mai 1941 zwar durchaus

noch als „ganz gut“, fügte seinem Urteil

aber ein „wenn auch etwas tendenziös“ hin-

zu. Andererseits stieß nicht jeder in eindeu-

tig propagandistischer Absicht produzierte

Spielfilm auf Kritik und Ablehnung. Als

der 16-Jährige im März des Jahres etwa

Mein Leben für Irland

[

Û

41]

gesehen hatte,

kommentierte er: „Wenn es auch ein Ten-

denzfilm gegen England war, so hat er mir

dennoch gut gefallen.“

30 Ü Der Film: „Kora Terry“ 31 Ü Der Film: „D III 88“ 32 Ü Der Film: „Stukas“ 33 Ü Der Film: „Feuertaufe“ 34 Ü Der Film: „Kampfgeschwader Lützow“ 35 Ü Der Film: „Himmelhunde“ 36 Ü Der Film: „Robert Koch“ 37 Ü Der Film: „Friedrich Schiller“ 38 Ü Der Film: „Bismarck“ 39 Ü Der Film: „Friedemann Bach“ 40 Ü Der Film: „Carl Peters“ 41 Ü Der Film: „Mein Leben für Irland“

Günther Roos und die Medien seiner Zeit

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