von Schulstunden, saß Günther spätes-
tens ab 1939 als gläubiger Jünger seines
verehrten „Führers“ vor dem Radiogerät.
Bis Mitternacht lauschte er beispielsweise
am 30. Januar 1939 Hitlers Rede anläss-
lich des Tags der NS-Machtübernahme,
und an dessen Geburtstag ging er am
20. April des gleichen Jahres ins Brühler
HJ-Heim, um dort mit den anderen Jung-
volkführern die Übertragung der an die-
sem Tag erfolgten feierlichen Verei
digung der NSDAP-Führer anzuhören.
Mit Beginn des Krieges versäumte
Günther dann offenbar nicht nur so gut
wie keine dieser Übertragungen mehr,
sondern steigerte sich von Rede zu Rede in
einen wahren Begeisterungsrausch. Auch
hierzu einige Beispiele: „Die Rede war
einfach großartig. Der hat’s mal den Eng-
ländern gegeben“, notierte er am Abend
des 30. Januar 1941. Knapp vier
Wochen später hieß es unter dem
24. Februar: „Habe dann die
Führerrede gehört. Wir werden
den Krieg gewinnen! Diese Zuver-
sicht, die der Führer hat!“ Am
26. April 1942 befand Günther
dann nach einer weiteren im
Rundfunk übertragenen Anspra-
che: „War das eine Rede! Adolf
Hitler hat jetzt die absolute Ge-
walt, jeden an seine Pflicht zu
mahnen.“ – Idealer konnten sich die NS-
Propagandisten die Wirkung des „Volks-
empfängers“ nicht ausmalen. Günther
Roos jedenfalls hörte nicht nur gern Ra-
dio, er verarbeitete die im Rundfunk an-
gebotenen Informationen und ideologi-
schen Versatzstücke ganz im Sinne von
deren Produzenten.
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23]
Der Kinogänger
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24 / 25]
Für einen Besuch im Kino, so erinnerte
sich Günther Roos später, habe er reich-
lich Gelegenheit gehabt, denn im recht
überschaubaren Brühl gab es damals
immerhin drei „Lichtspielhäuser“. Hinzu
kam, dass Vater Toni gut mit Wilhelm
Windeisen bekannt war, dem Betreiber
von „Apollo“ und „Modernes Theater“,
weshalb Günther sich Filme manchmal
auch ohne Eintritt anschauen durfte.
Daneben fuhr er mit Freunden häufiger
nach Köln, um sich in einem der dortigen
Kinos einen Film anzuschauen, der in
Brühl noch nicht auf dem Programm
stand. Über die Kinobesuche finden sich
immer wieder kurze Notizen im Tage-
buch, wobei Günter Roos im Oktober
1939 zudem begann, einzelne Filme mit
Kurzkommentaren zu beurteilen.
Betrachtet man die umfangreiche Lis-
te der von ihm gesehenen Filme, so sieht
man ihn auf der Höhe der Zeit. In
Brühl kamen sämtliche Filme zur Auf-
führung, über die man damals sprach,
insbesondere aber auch jene, mit denen
sich später die historische Forschung
zum Nationalsozialismus aufgrund der
darin zum Ausdruck kommenden propa-
gandistischen und rassistischen Intentio-
nen intensiv auseinandersetzte. Letztere
wurden den Brühler Jugendlichen auch
im Rahmen von schulischen Veranstal-
tungen und in den von der Hitlerjugend
veranstalteten „Jugendfilmstunden“ na-
hegebracht.
„Wir hatten eine Schulfilmveranstaltung
von der Heimkehr des Sudetenlandes“, no-
tierte Günther Roos etwa am 6. Mai 1939
und fügte der Eintragung 50 Jahre später
den Kommentar hinzu, dass die Schüler
stets im geschlossenen Verband zu diesen
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125
124/
Im „Gasthof zur Krone“ am
Markt wurde 1908 mit dem
„Kronen-Theater“ das erste
Brühler Kino eröffnet, das 1934
aufwendig modernisiert wurde.
125/
Das Kino „Apollo-Theater“
am Brühler Markt, vor 1933
23 Ü Hitler-Rede am 26. April 1942 24 Ü Mediengeschichte „Kino“ 25 Ü Kino in BrühlGünther Roos und die Medien seiner Zeit
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