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1

In Kopelews Buch, so urteilte der Schriftsteller Horst Bienek 1976 in einer Rezension für den

Spiegel

,

werde „das Höllenbild eines Staates entworfen, der überhaupt nur durch ein Spitzel- und Denunzianten­

system, durch Angst und Anpassung, Fanatismus und Indoktrination existiert“ habe. Kopelew war

selbst lange Zeit ein überzeugtes Rädchen in diesem System gewesen: „Damals (…) war ich von einem

fest überzeugt: das Ziel heiligt die Mittel. Unser großes Ziel war der Weltkommunismus; um seinetwillen

kann und muss man lügen, rauben, Hunderttausende, ja, Millionen von Menschen vernichten –

alle, die diesem Ziel hinderlich im Weg stehen oder im Weg stehen könnten. (…) Ich verfluchte niemanden

und sagte mich nicht los. Ich glaubte nach wie vor, weil ich glauben wollte.“

Alle Zitate nach: Der Spiegel, 18/1976, S. 186–188,

online:

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/41237107

(Zugriff am 27.7.2015).

2

Die Zitate sind einem undatierten Artikel entweder aus einem Brühler Lokalblatt oder einer Verbands-

zeitschrift entnommen, der um das Jahr 2000 erschienen sein dürfte. Der Zeitungsausschnitt befindet

sich in den umfangreichen Unterlagen, die Günther Roos zur Verfügung gestellt hat.

3

Am 21. April 1987 in einem Gespräch mit der Historikerin Barbara Becker-Jákli,

in: B. Becker-Jákli, Juden in Brühl, Brühl 1988, S. 195f.

4

Aus soziologischer Sicht skizziert Waltraud Kannonier-Finster die Zusammenhänge so:

„Die soziologische Betrachtung einer Lebensgeschichte ist dadurch bestimmt, dass sie den Ablauf,

die Entwicklung des individuellen Lebens mit den sozialen und historischen Dimensionen des Milieus

und der gesellschaftlichen Verhältnisse in Verbindung bringt, in denen sich dieses Leben vollzieht.

Der Blick auf die soziale Zeit macht sichtbar, wie das individuelle Leben durch die objektive Struktur von

Chancen und Zwängen, in die es durch seine soziale Herkunft gestellt ist, geformt wird. Der Blick auf

die historische Zeit verweist auf politische, ökonomische und gesellschaftliche Ereignisse und Prozesse,

die den Rahmen des biographischen Denkens und Handelns in bestimmter Weise eingrenzen.“

Waltraud Kannonier-Finster, Eine Hitler-Jugend. Sozialisation, Biographie und Geschichte in einer sozio-

logischen Fallstudie, Innsbruck etc. 2004, S. 23.

5

So etwa der Umschlagtext zum Buch von Kannonier-Finster (wie Anm. 4).

6

Rezension von Edgar Forster zu Kannonier-Finster (wie Anm. 4) auf H-Soz-u-Kult, 9.11.2005, online:

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-4-087.pdf

oder

http://www.h-net.org/reviews/

showrev.php?id=20277. Vgl. auch Dagmar Reeses Rezension im Archiv für Sozialgeschichte 46 (2006),

online:

http://library.fes.de/fulltext/afs/htmrez/80734.htm

(Zugriff am 25.10.2015).

7

Forster (wie Anm. 6).

8

Kannonier-Finster, S. 68 und S. 21. Die Autorin nimmt beispielsweise einen kurzen Auszug aus dem

1942 in propagandistischer Absicht publizierten Buches „Hitler-Jugend. Das Erlebnis einer großen

Kameradschaft“ als Beleg dafür, dass die Erziehung in der Hitler-Jugend „Disziplinierung und totale

Bindung des einzelnen an die Gruppe und die politische Führung“ bedeutete, ohne die seitens der

Reichsjugendführung sicherlich verfolgten Intentionen mit den tatsächlichen damaligen Gegebenheiten

„vor Ort“ und im Erleben des Einzelnen zu kontrastieren. Vgl. ebd., S. 70f.

9

Die Quellenlage zur NS-Zeit in Brühl ist hingegen weit weniger gut. Archivalien sind – nicht nur für das

Thema „Hitlerjugend“ – aus dieser Zeit praktisch nicht mehr vorhanden. Die

Brühler Zeitung

musste

Ende 1940 ihr Erscheinen einstellen und die Ausgabe des

Westdeutschen Beobachters

für den Land-

kreis Köln ist – und auch das nur mit erheblichen Lücken – lediglich bis 1943 verfügbar. Aus den Jahren

1933 bis 1936 liegt mit dem Nachlass des Ortsfotografen Neff hingegen herausragendes Fotomaterial

vor. Das trifft aber leider nicht mehr auf die Jahre danach zu, wodurch der Zeitraum, in dem Günther

Roos als Jungvolkführer aktiv war, im Wortsinn etwas „unterbelichtet“ bleiben muss. Insgesamt aber

reicht das verfügbare Wissen aus, die Lebenswelten des jungen Günther Roos hinreichend auszuleuchten.

10

Zum Quellenwert von Tagebüchern vgl. ausführlicher und mit weiterführender Literatur das Kapitel

„Das Tagebuch als Quelle“ unter

www.roos.nsdok.de

.

11

Zu den Möglichkeiten und Grenzen der „Oral History“ ausführlicher und mit weiterführender Literatur

vgl. das Kapitel „Oral History als historische Quellegattung“ unter

www.roos.nsdok.de

.

Anmerkungen

Anmerkungen

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